Die Bedeutung von Beziehung und Bindung, die Entwicklung von Persönlichkeit und Individualität und die großen Fragen von Anfang und Ende, Leben und Tod sind Grunderfahrungen menschlicher Existenz.
Schon von klein auf spüren Kinder Glück und Trauer, Geborgenheit und Verlassenheit, Vertrauen und Angst. Dies sind existentielle Erfahrungen, die von kleinen Kindern intensiv erlebt werden. Schon kleine Kinder wollen die vielfältigen und widersprüchlichen Erfahrungen ihrer Existenz ordnen, sie in einen sinnvollen Zusammenhang bringen und damit Unsicherheit reduzieren. Kinder, die sich fragen, warum Opa gestorben ist oder wieso sich die Eltern getrennt haben, brauchen uns in der Kinderkrippe als einfühlsame Dialogpartner, die sich mit den philosophischen und religiösen Fragen der Kinder auseinandersetzen können. Authentisches Handeln erfordert hier, dass wir unsere persönliche Haltung zu ethischen und religiösen Fragen kennen und auch im Kontext unseres pädagogischen Handelns reflektieren können.
Die philosophische und religiöse Bildungsarbeit greift die spezifischen Fragestellungen kleiner Kinder auf. Sie fängt nicht erst da an, wo man einem Kind etwas mit Worten erklären kann. Sie beginnt dort, wo das Kind Interesse, Wertschätzung, Zuneigung und Respekt für die ihm eigene Würde erfährt. Sie vermittelt Vertrauen und Zuversicht. Worte und Verstehen kommen erst später.
Sowohl die Ethik als auch die Theologie befassen sich mit den Kriterien für gutes und schlechtes Handeln sowie der Bewertung von Motiven und Folgen dieses Handelns. Sowohl Ethik als auch Religion begründen damit Normen und Werte, die das Zusammenleben von Menschen prägen. Kinder brauchen die Auseinandersetzung mit diesen Normen und Werten. Schon Kinder unter drei Jahren handeln die Ziele und Regeln ihres Alltags spielerisch aus: Was wollen wir? Was ist gerecht? Wir helfen den Kindern nicht zuletzt durch unsere Vorbildfunktion, Wertmaßstäbe zu entwickeln. Als Orientierung dienen dabei unsere eigenen, reflektierten Wertvorstellungen. Wir ermöglichen es den Kindern, ethische und religiöse Werte wie Mitgefühl, Gerechtigkeit, Helfen, Teilen, Achtung und Vergebung zu erfahren, zu erproben und einzuüben.
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